E-MOBILITÄT IN DER REGION?
ZULIEFERER FRAGEN EXPERTEN.

Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs ist in vollem Gange und längst keine Zukunftsvision mehr, Baden-Württemberg ist als  Technologiestandort für die Elektromobilität bestens aufgestellt. Doch wie sich insbesondere die kleinen Zulieferunternehmen in der Gewinnerregion  aufstellen müssen, um auch in Zukunft als Akteure in der automobilen Wertschöpfungslandschaft Baden-Württembergs erfolgreich zu sein, wissen die wenigsten Zulieferer.

Prominenter Gast aus Stuttgart gibt Antworten auf drängende Zuliefererfragen

Antworten auf diese drängende Frage bekamen interessierte Zulieferunternehmen am 3. Mai im neuen Werk von IMS Gear in Trossingen. Das „Netzwerk Auto Mobil“ der Gewinnerregion hatte zusammen mit dem Arbeitskreis Automotive des wvib Freiburg Franz Loogen, den Geschäftsführer der Landesagentur Emobil-bw eingeladen. Das Netzwerk Auto-Mobil hat sich zum Ziel gesetzt, die teilnehmenden Fahrzeugzulieferer beim Eintritt in die Gemeinschaft der baden-württembergischen E-Mobility Industrie zu unterstützen. Rund 70 Geschäftsführer kleiner und größerer Unternehmen der Zulieferkette waren der Einladung gefolgt, darunter viele metallverarbeitende Betriebe, die heute ihren Hauptabsatzmarkt im Bereich Automobil mit Verbrennungsmotor haben.

Mit Strategie aus der Krise

Die drei  Geschäftsführer von IMS Gear, Clemens Rosenstiel, Bernd Schilling und Wolfgang Weber, gaben einen Einblick in Ausrichtung und Auftragslage des wachstumsstarken Mittelständlers. Nachdem IMS in den Krisenjahren 2008/2009 knapp 30% Umsatzeinbruch verkraften musste, ging es Ende 2009 wieder aufwärts. Einem Jahresumsatz von 150 Mio. Euro vor der Krise steht ein 2012 erwarteter Umsatz von 250 Mio. gegenüber. Allein im laufenden Geschäftsjahr sei das eine Steigerung von rund  20 %, so die drei Geschäftsführer.

Dabei setzt IMS weiterhin auf den Automobilmarkt und hat sich – seit der Krise stärker denn je - auf diesen Markt fokussiert. Bedeutende Technologie-Trends sieht der Automobil-Zulieferer in der Reduzierung von Verbrauch und Emission, sowie bei Komfort und Sicherheit. Bei IMS Gear setzt man  auf die  Entwicklung und Herstellung von Getrieben und Einzelkomponenten für motorische Sitzverstellungen, elektrische Servolenkungen, elektrische Parkbremsen sowie elektrische Fensterheber. Clemens Rosenstiel.: „Das sind Technologien, die sowohl in der elektronischen als auch in der Verbrennungstechnologie gebraucht werden.“

Sind die Zulieferer für den Strukturwandel gerüstet?

Während die E-Mobilität langsam an Fahrt gewinnt, ist eine andere Revolution bereits mitten im Gange: die digitale Revolution. Das betonte Franz Loogen in seinem anschließenden Vortrag „E-Mobilität - Sind die Zulieferer für den Strukturwandel gerüstet?“ und hob dabei das Potenzial hervor, das in der Verbindung von Mobilität und Software steckt.

Nach Auffassung Loogens kann der Einsatz digitaler Technik im Auto einen erheblichen Mehrwert liefern. In der Integration von Smartphones in das Fahrzeug und der Vernetzung von Autos mit dem Internet und letztlich mit der Umwelt sieht Loogen die großen Chancen für die Elektromobilität. „Wir werden überlegen müssen, wie wir Fahrzeuge stärker auslasten, dabei werden wir immer mehr Car to Car Kommunikation bekommen“, so Loogen. Der Trend gehe weg vom eigenen Fahrzeug hin zur gemeinsamen Nutzung. Loogen: „Allein in den vergangenen 15 Jahren ist der KFZ-Besitz um 50% zurückgegangen.“ Genau hier sieht Loogen auch die Chancen der hiesigen Zulieferregion. In Zukunft werde es darum gehen, die Verkehrsträger miteinander zu vernetzen, wobei die Anforderungen in ländlichen Regionen durchaus verschieden zu denen in den Städten seien.

System E-Mobilität ist komplex 

Nahezu unermüdlich betont der Landesbotschafter der E-Mobilität an diesem Abend, dass das System E-Mobilität signifikant komplexer sei, als „mal eben einen Verbrennungsmotor gegen einen E-Motor auszutauschen. In Zukunft werden Menschen Bewegungsdienstleistungen einkaufen statt Fahrzeuge und Statussymbole.“ Dabei geht auch Loogen davon aus, dass der Verbrennungsmotor „uns noch länger erhalten bleiben wird.“ Allerdings werde er in Zukunft signifikant weniger Kraftstoff verbrauchen müssen. „Die neuen CO2 Werte kann man bei den großen Flottenfahrzeugen nicht ohne Hybridisierung erreichen, so Loogen. „Bis 2020 wird der Anteil von PKW mit reinem Verbrennungsmotor von heute 98 Prozent auf 67 Prozent fallen.“

Sein dringender Appell an die anwesenden Zulieferer: „Auch wer heute noch Angst vor dem Thema Strom hat, wird sich in Zukunft damit befassen müssen. Allein in den nächsten Jahren bietet der Markt in den drei Feldern Fahrzeugtechnik, IKT und Energiewirtschaft ein Arbeitsplatzpotenzial von vielen Tausend  zusätzlichen Arbeitsplätzen. Vor allem die Unternehmen, die jetzt in die E-Mobil-Community einsteigen, werden von diesem enormen Marktpotenzial profitieren.“ Auf die Frage, unter welchen Voraussetzungen ein Engagement aussichtsreich sei, erklärte der Mobilitäts- und Wirtschaftsexperte: „Zulieferer müssen prozessfähig, technologiefähig und netzwerkfähig sein.“ Ihre Netzwerkfähigkeit hätten die Anwesenden Unternehmer durch ihr Interesse und ihre Teilnahme an der Veranstaltung bereits unter Beweis gestellt.

Absatzmärkte für konventionell angetriebene Fahrzeuge unkalkulierbar

Zum Schluss der Veranstaltung wies IMS-Geschäftsführer und China-Experte Wolfgang Weber auf die Unkalkulierbarkeit derzeitiger Absatzmärke hin. Weber: „China ist heute der wichtigste Markt für die hiesigen Premiumanbieter. Darauf sollten wir uns allerdings nicht verlassen.“ Als man vor einigen Jahren in China den Elektroroller entwickelt und zur Serienreife gebracht hatte, kam von der damaligen Zentralregierung der Erlass, dass ab sofort nur noch Elektroroller in den Städten erlaubt seien. Wolfgang Weber. „Wenn China morgen Verbrennungsmotoren in den Städten verbieten würde, hätten wir hier ein gravierendes Problem.“ 




IHR FEEDBACK ZUR VERANSTALTUNG

Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!


empty