BEDROHUNG ODER CHANCE?
EXPERTEN DISKUTIEREN ZUKUNFT DER ARBEIT

Wie sieht die Arbeit der Zukunft aus? Welche Berufsbilder haben Zukunft? Und welche Berufsgruppen werden schon morgen nicht mehr gebraucht? Die Auswirkungen von Industrie 4.0 diskutierten am 16. Juni vier Experten in der Neuen Tonhalle in Villingen und präsentieren dabei überraschende Einsichten in die Arbeitswelt von morgen.

Alle wiederkehrende Aufgaben sind automatisierbar

Prof. Gisela Lanza vom Karlsruher Institut für Technologie etwa gibt Entwarnung für die reinen Produktionsarbeitsplätze. Hier sei im Zuge der Verschlankung der Produktion bereits sehr viel passiert. Mehr Sorgen müssten sich hingegen Sachbearbeiter in Controlling, Auftragsabwicklung, Qualitätsmanagement oder Logistik machen. „Alle wiederkehrende Aufgaben in diesen Bereichen sind prinzipiell automatisierbar“, so Lanza. Vor allem in Sparten wie Verwaltungen oder Banken, in denen man sich derzeit noch keine Gedanken über Industrie 4.0 macht, weil man den Begriff fälschlich nur auf die industrielle Produktion beziehe, müsse man mit großen Veränderungen rechnen.

Bei den IT- und naturwissenschaftlichen Berufen wird es Gewinne geben

Anders schätzt Prof. Dr. Enzo Weber, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, IAB, die Lage ein. Das Institut beschäftigt sich mit der Frage, welche Umwälzungen bei Berufen und Qualifikationen der digitale Wandel mit sich bringt. Seine Prognose: „Betroffene Berufe im produzierenden Bereich werden vor allem Maschinen steuernde und wartende Berufe sein. Bei den Dienstleistungen, vor allem bei den IT- und Naturwissenschaftlichen Berufen hingegen wird es Gewinne geben.“

Höhere Flexibilität ja - aber nicht auf Kosten der Beschäftigten

Um Fragen der Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung geht es vor allem Dr. Constanze Kurz, Ressortleiterin “Zukunft der Arbeit” bei der IG Metall. Ihr Credo: „Die Beschäftigten dürfen keine Rädchen in der cyber-physischen Fabrik sein. Die Menschen müssen die Systeme steuern, nicht umgekehrt. Höhere Flexibilität ja - aber nicht auf Kosten der Beschäftigten. Und die Arbeit darf auch nicht prekär sein, mit Niedriglöhnen und Leiharbeit. Wir wollen bessere statt billigere Arbeit. Basis dafür ist eine lernförderliche Arbeitsorganisation. Alle müssen die Chance auf Weiterbildung haben, von den Ingenieuren bis zu den Angelernten.“

Deutschland ist gut aufgestellt

Das besondere Augenmerk von Kai Schweppe, Geschäftsführer „Arbeitspolitik“, bei Südwestmetall liegt auf dem deutschen Mittelstand. Der sei in seiner Struktur weltweit einzigartig. „Hier treffen die Stärken einer hohen Flexibilität und traditionell guter Kunden-Lieferantenbeziehungen auf die eine im internationalen Vergleich sehr begrenzte Investitionskraft“. Genau diese Investitionskraft sei in den USA aber der Treiber digitaler Innovationen, so Schweppe. Hier sei Deutschland gefragt. 




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